Feature 7

Shakespeare-Sonette

übersetzt von Jan Weinert

XXII

My glass shall not persuade me I am old,
So long as youth and thou are of one date;
But when in thee time’s furrows I behold,
Then look I death my days should expiate.

For all that beauty that doth cover thee
Is but the seemly raiment of my heart,
Which in thy breast doth live, as thine in me:
How can I then be eider than thou art?

O, therefore, love, be of thyself so wary
As I, not for myself, but for thee will,
Bearing thy heart, which I will keep so chary
As tender nurse her babe from faring ill.

Presume not on thy heart, when mine is slain;
Thou gav’st me thine, not to give back again.

XXII

Ich glaub dem Spiegel nicht, ich wäre alt,
Solange du mit Jugend eins noch bist;
Sah ich, wie Zeit dir Furchen zieht alsbald,
Sah ich den Tod, mein Leben war verbüßt.

Ja, alle Schönheit, die sich um dich webt,
Hüllt als ein zart Gewand das Herz mir ein,
Das so in dir wie deins in mir ja lebt,
Wie könnt ich älter dann als du wohl sein?

Oh, Liebe, so nur auf dich selber achte
Wie ich auf dich, wie ich’s für mich nicht tat;
Ich trag dein Herz, das ich gern so bewachte,
Wie um ihr Kind die Amme wachsam späht.

Vertrau nicht auf dein Herz, ist meines hin,
Du gabst es mir, nicht ums zurückzuziehn.

Peter Harnisch: Grafik 1 zu Sonett XXII
Peter Harnisch: Grafik 2 zu Sonett XXII

Peter Harnisch: Grafiken zu Sonett XXII

XXIX

When, in disgrace with fortune and men’s eyes,
I all alone beweep my outcast State,
And trouble deaf heaven with my bootless cries,
And look upon myself, and curse my fate,

Wishing me like to one more rieh in hope,
Featur’d like him, like him with friends possess’d,
Desiring this man’s art and that man’s scope,
With what I most enjoy contented least;

Yet in these thoughts myself almost despising,
Haply I think on thee, and then my State,
Like to the lark at break of day arising
From sullen earth, sings hymns at heaven’s gate;

For thy sweet love remember’d such wealth brings
That then I scorn to change my State with kings.

XXIX

Wenn Glück und Menschenblick mich schmähend scheun,
Bewein allein ich mein verworfnes Los,
Den tauben Himmel störe ich mit Schrein.
Ich schau auf mich – verfluch mein Schicksal bloß,

Ich wünschte mich wie manchen hoffnungsreich,
Wie den so schön, wie den im Freundesblick,
Ersehnte dessen Kunst und jenes Reich,
Daß froh ich wäre, wenigstens im Glück;

Wenn ich in solchem Denken mich verachte,
Denk plötzlich ich an dich, es kommt mir vor,
Als Lerche stieg ich, da der Tag erwachte,
Von gramer Erd und sang vorm Himmelstor;

Dein süßes Lieben denken ist solch Schatz,
Ich tauschte nicht mit Königen den Platz.

 

Peter Harnisch: Grafik zu Sonett XXIX
Peter Harnisch: Grafik zu Sonett XXIX

Peter Harnisch: Grafiken zu Sonett XXIX

Shakespeares Sonette in einer illustrierten Erstausgabe

Jan Weinerts silbentreue Übersetzungen der Shakespeareschen Sonette erscheinen seit Mai 2005 in limitierter Auflage in einer 22-bändigen Ausgabe. Bisher sind sechs Bände verfügbar. Die Ausgabe wird  2009 abgeschlossen sein, 400 Jahre nach Erscheinen der Originalausgabe von Shakespeare und 100 Jahre nach Stefan Georges „Umdichtung“. Die Texte stehen zusammen mit dem Original und jeweils 2 Grafiken des Malers und Grafikers Peter Harnisch auf großen Büttenbögen mit Wasserzeichen, die aufwendig von Hand im Format 40 x 27,5 cm gebunden sind. Die Bögen sind auf Wunsch auch einzeln oder ungebunden in einer Schmuckkassette erhältlich.

In folgenden öffentlichen Sammlungen sind Bände oder Einzelbögen einsehbar:

  • Kulturamt der Stadt Dresden
  • Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt
  • Deutsche Nationalbibliothek Leipzig
  • Bayrische Staatsbibliothek München
  • Kunstbibliothek Berlin
Bogen II
Bogen II

Anfragen richten Sie bitte an:

Peter Harnisch
Buchenstraße 3
01097 Dresden
Telefon: 0351 8103874
Weblink: www.petrus-art.com
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