Feature 4

William Shakespeares „Sommernachtstraum“ vom 8.-11. Juli 2004: ,open-air‘ auf dem Theaterhausvorplatz in Jena

Gespräch
Christian von Treskow

Interview: Claudia Bauer, Christian von Treskow und Rainald Grebe im Gespräch mit Roland Petersohn (Fotos: Jens Mittelbach)

von Roland Petersohn

Nachdem sich bereits das DNT Weimar mit seiner gelungenen Synthese von Schauspiel und Musiktheater während der diesjährigen Frühjahrstagung den Mitgliedern der Shakespeare-Gesellschaft von einer besonders kreativen Seite zeigte, können sich vor allem die Thüringer Shakespeare-Freunde und ihre Gäste auf eine weitere, sicher nicht weniger spannende Version freuen: zur Eröffnung der diesjährigen Jenaer Kulturarena – seit mehr als zehn Jahren das Sommer-Musik-Kulturereignis der neuen Länder – präsentiert das Theaterhausensemble Shakespeares Komödie als Open-Air-Spektakel gemeinsam mit der Jenaer Philharmonie und weit über 100 Laiendarstellern. Ab 8. Juli – also noch nah genug dem eigentlichen Mittsommer – werden, mitten in der Stadt, vor sicher jeweils mehr als tausend Zuschauern Puck, Oberon, Titania, Helena und Lysander durch den Athener Wald eilen, die beiden Paare nicht mehr wissen, wer sie eigentlich sind, wen sie lieben oder vertrauen können und die Handwerker an der schwierigen Aufgabe der Inszenierung eines Klassikers beinahe scheitern. Dies kann den Machern des Ganzen wohl nicht passieren, denn man darf sich auf eine Regiearbeit freuen, die sich gleich drei Künstler teilen: Claudia Bauer kümmert sich um Athen und die Liebespaare im Zauberwald, Rainald Grebe probt unermüdlich mit den Handwerkern und Christian von Treskow nimmt sich der phantastischen Welt von Oberon und Titania an. Im Gespräch zu dem Projekt, welches Roland Petersohn und Jens Mittelbach in Jena führten, stellten alle drei dann auch einen der wichtigen Beweggründe für diese Art der Arbeitsteilung vor: in vielen Inszenierungen würde mindestens eine der zahlreichen Ebenen des Stückes verschwinden, nicht deutlich genug zum Tragen kommen – dies könnte die Chance sein, endlich einmal den ganzen Traum, einschließlich der potentiellen Alpträume, zu zeigen, die Brüche im Stück nicht zu verdecken oder zu glätten, sondern diese mit ganz unterschiedlichen „Handschriften“ vielleicht sogar besonders herauszuarbeiten. Das „Warum“ wird auch bestimmt vom Zeitpunkt der Aufführung: es ist Sommer, traditionell eröffnet die Kulturarena mit einem Theaterstück, hinzu kommt der Abschied der Theaterhaus-Crew von der Stadt Jena – ab Herbst wird es ein neues Team geben – somit sollen noch einmal alle Schauspieler, die in den letzten Jahren hier dabei waren, ihren „Ausstand“ geben. Ein bisschen Wehmut wird dann, auf beiden Seiten, am Ende wohl aufkommen…

Der Athener Hofstaat
Probenszene mit den Paaren
Helena und Demetrius
Los Banditos
Lysander und Hermia
Tangoprobe am Athener Hof

Proben (Fotos: Thomas Hof)

Erst einmal aber baut man in Jena fleißig an der Arenenkonstruktion, es wird tonnenweise Sand angefahren, die Zuschauer werden quasi um die Bühne herum sitzen, die Akteure von drei Seiten wahrnehmen und wenn man dann noch wegen der großen Kartennachfrage die Einführung von Stehplatztickets umsetzt, ist das Globe-Feeling perfekt. Übrigens empfinden alle drei Regisseure diese Spielsituation als besonders herausfordernd, durchaus sehr „Shakespeare-nah“.

Auch die Konzepte für die Musik lassen erahnen, dass die Brüche in den Stückwelten alles andere als überspielt oder geglättet werden sollen: während Oberon und Titania von der Jenaer Philharmonie begleitet werden, darf man sich in Athen auf die Band Los Banditos freuen und für die Handwerker legt DJ Smoking Joe auf – genauso vielstimmig ist die Arbeit mit den Übersetzungen: Christian von Treskow setzt auf Wieland, Rainald Grebe auf eine Mischung aus moderneren Übersetzungen und Claudia Bauer hat eine eigene Variante entwickelt, die in der gezielten Mischung zwischen Deutsch und Englisch an Luc Percevals Adaption von Richard III in „Schlachten“ erinnern wird: „…doch du, die Mörderin, you shine so bright, like Venus in a Südseesummernight.“ – Dirty Rich eben.

Alles in allem darf man sich somit auf einen Sommernachtstraum freuen, der bestimmt nicht alle Erwartungen erfüllen kann, sich vielleicht in den vielen Fäden, die gleich von drei Regisseuren in den Händen behalten sein wollen noch mehr verwirrt, als manchem am Ende zuzumuten ist aber dennoch bleibt es William Shakespeare, dem dann wieder mehr als viertausend Zuschauer einen tollen Theaterabend zu verdanken haben werden.

Karten gibt es – auch online – über die Touristikinformation der Stadt Jena: www.jena.de

Gute Aussichten
Hermia und Helena
Nachwuchs?
Die „mechanics“
Spielfläche
Christian Treskow, Knut Kampermann
Rainald Grebe

Proben auf der Spielfläche (Fotos: Thomas Hof)

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